Es ist jedes Mal spannend, verwandte Projekte kennenzulernen, die die Welt durch die Weiten des Internets mit Informationen über Linkshänderinstrumente und linkes Musizieren versorgen. Diese Woche wurde Linksgespielt von einem italienischsprachigen Blog mit dem klangvollen Namen MusicaMancina kontaktiert, der hunderte von Links zu linken Instrumenten und linksspielenden MusikerInnen aus der ganzen Welt bereithält.
Mich Crown, Initiator und Betreiber der Seite, erzählt uns im Interview von seiner Arbeit, seiner Motivation und seiner eigenen linken Geschichte.
Wie bist du auf die Idee gekommen, einen Blog über linkshändiges Musizieren zu starten?
Ich bin ein 100%iger Linkshänder, der immer versucht – bewusst oder unbewusst – einen Weg zu finden, Dinge "auf die linke Art" zu tun: Fotos von mir als Zweijähriger zeigen bereits diese frühentwickelte natürliche Einstellung. Ich bin der Typ, der mit 11 Jahren die Gangschaltung seines ersten Fahrrads umgedreht hat, und der mit der Kamera fotografiert, indem er mit dem linken Auge in den Sucher schaut und den Auslöser – und natürlich auch die anderen Knöpfe – mit der linken Hand drückt (– Wenn das bei einer Kompaktkamera noch relativ einfach ist, dann stellt euch mal meine umständliche Haltung einer Spiegelreflexkamera vor). Natürlich muss ich mich mit der Realität arrangieren, in der es ein paar Dinge gibt (z. B. Autofahren), die ich "auf die rechte Art" machen muss.
Die Einstellung, meine natürliche Lateralität in allen Aspekten des Lebens zu 'bewahren', hat mich dazu gebracht, viele alltägliche Tätigkeiten zu untersuchen, um zu verstehen, wie sie meinen Bedürfnissen und denen von Linkshändern im Allgemeinen entsprechen können. Während dieser "magischen Suche" nach den heiligen Werkzeugen für Linkshänder – seien wir mal episch – habe ich einige Lieblingswege erkundet: Die Kunst im Allgemeinen und ihr 'Sancta Sanctorum' (ich spreche natürlich von der Musik) im Besonderen.
Die Welt der Musik ist schon sehr früh Teil meines Lebens geworden, seit ich in sehr jungem Alter mit dem Singen begonnen habe (ich war ungefähr 6, als ich meine erste Unterrichtsstunde hatte, und ungefähr 7, als ich das erste Mal auf der Bühne stand). Dieses Wunderland, in dem Menschen physische Schwingungen von Stimmlippen, Saiten und Trommeln in metaphysische Schwingungen von Seelen verwandeln, hat jedoch auch eine "dunkle Seite". Im Laufe der Jahre habe ich von erfahrenen Musikern und Lehrern Dinge gehört (und gelesen), die von totaler reaktionärer Ablehnung ("Instrumente für Linkshänder? Sowas hat es in der Geschichte noch nie gegeben. Warum sollten wir das jetzt bauen?"), bis hin zu etwas weniger bitteren Aussagen ("Gitarren und Bässe für Linkshänder machen Sinn, aber bei Klavier oder Whistle sind doch beide Hände auf die gleiche Weise gefordert, also..."), und vieles dazwischen.
Da viele dieser Behauptungen leider nicht mit Beweisen, sondern mit logischen Fehlschlüssen untermauert wurden, habe ich nach Beweisen gesucht, weil ich es verstehen wollte, und ich habe festgestellt, dass es bei diesem Thema viel Verwirrung gibt. Die meiste Zeit meines Lebens habe ich diese Recherchen nicht mit anderen geteilt, da ich das Internet nur als virtuelles Schaufenster für meine musikalischen und schriftstellerischen Produktionen (als Amateur) nutzte. Aber dann dachte ich eines Tages: "Vielleicht könnte es helfen dieserInformationen zu teilen!?!" – und MusicaMancina war geboren.
Was präsentierst du in deinem Blog und woher nimmst du die Informationen?
Grundsätzlich teile ich Links zu Firmen, Instrumentenbauern usw., die "linkshändige" Instrumente herstellen und/oder verkaufen, sowie zu Seiten von Musikerinnen, die ein oder mehrere Instrumente linkshändig spielen. Gelegentlich schreibe ich meine Überlegungen nieder und teile Links zu wissenschaftlichen Videos und Abhandlungen, zu Seiten über die Geschichte und zu anderen "linkshändigen" Dingen (Scheren, chirurgische Skalpelle usw.). Die Informationen stammen aus einer Vielzahl verschiedener Quellen: wissenschaftlichen Seiten, Geschichtsbüchern, Fernsehsendungen und dem Durchsurfen des gesamten Internets.
Bist du selbst ein linkshändiger Musiker? Welche Instrumente spielst du?
Wie ich bereits sagte – bzw. schrieb –, bin ich in erster Linie Sänger, aber sagen wir, dass ich manchmal ein Instrument quäle (das Verb "spielen" wäre eine Beleidigung für echte Instrumentalisten) (Gitarre, Bass und Sopranblockflöte, alle linkshändig).
Seit meiner Kindheit habe ich, wenn auch ziemlich unregelmäßig und immer auf Amateurniveau, Belcanto und modernen Gesang gelernt. Beim Belcanto-Unterricht wurde ich gezwungen, ein wenig Klavier zu spielen (rechtshändig, wie man sich vorstellen kann): Das war mein erstes musikalisches Trauma.
Ich fühlte mich unwohl und begann, das Klavier zu hassen, aber ich liebte das Singen. Also tat ich das Nötigste, aber nicht mehr. Als ich modernen Gesang lernte, gab es vorproduzierte Bässe, so dass ich keine Probleme mehr hatte. Heutzutage benutze ich bei meinen täglichen Gesangsübungen einfach meine linke Hand oder eben fertige Bässe.
Mein zweites musikalisches Trauma geschah im Musikunterricht, als mir ein Typ einige grundlegende Gitarrenakkorde auf rechtshändige Weise beibrachte. Ich war ein Kind und wusste noch nicht, dass es Instrumente für Linkshänder gab. Ich wusste nur, dass ich mich unwohl fühlte und jedes Mal, wenn er mir die Gitarre reichte, machte er mir Vorwürfe, weil ich sie instinktiv in die linke Hand nahm.
Mein drittes musikalisches Trauma hatte ich in der Mittelschule mit der Sopranblockflöte.
Dann, als ich 14 war, entdeckte ich, dass es Instrumente für Linkshänder gibt, und ich näherte mich als Autodidakt wieder der Gitarre und der Sopranblockflöte. Und eines Tages plane ich, auch ein Klavier zu besitzen und spielen zu lernen.
Darüber hinaus habe ich im Laufe der Jahre viele verschiedene "linkshänderfreundliche" Instrumente gefunden, gekauft, ausprobiert und verkauft (sowohl Instrumente, die speziell für Linkshänder gemacht sind, als auch solche, die sowohl mit der rechten als auch mit der linken Hand gespielt werden können, wenn man nur die Handhaltung ändert), einfach aus Freude daran, sie in der Hand zu haben.
Was ist deine Motivation, deinen Blog nun schon seit 10 Jahren zu pflegen?
Ehrlich gesagt, bevor ich die Frage gelesen habe, war mir gar nicht bewusst, dass bereits 10 Jahre vergangen sind. Ich denke, dass die Informationen auf MusicaMancina nützlich sein können. Das ist alles.
Wen erreichst du mit deinem Blog? Hast du durch deine Arbeit neue interessante Menschen kennen gelernt?
Laut Statistiken wird mein Blog von Menschen aus verschiedenen Ländern auf verschiedenen Kontinenten gelesen, vor allem aus Deutschland, den USA und Italien. Diese Tatsache ist ziemlich komisch, wenn man bedenkt, dass dies meine einzige Seite ist, die ich nur auf Italienisch betreibe (meine künstlerischen Seiten sind sowohl auf Englisch als auch auf Italienisch), aber sie lässt sich zum Teil damit erklären, dass ich viele Links zu Websites auf der ganzen Welt bereitstelle und lange Beiträge selten sind. Zu den Menschen: Hin und wieder erhalte ich E-Mails mit Danksagungen oder Fragen zu Instrumenten; viele sind Mütter von linkshändigen Kindern.
Kannst du uns mehr über die Verbreitung von linkshändigen Instrumenten in Italien erzählen? Gibt es dort so etwas wie eine Community linksspielender MusikerInnen?
Leider gibt es, soweit ich weiß, in Italien keine derartige Gemeinschaft.
Hast du in den letzten 10 Jahren eine Zunahme beim Informationsangebot und bei den verfügbaren Linkshänder-Instrumenten festgestellt?
Ja. Und einige große Firmen, die in vielen Ländern verkaufen, haben freiwillig oder unfreiwillig eine große Rolle dabei gespielt; vor allem was die Verbreitung von Folk-Instrumenten angeht, die sowohl links- als auch rechtshändig gespielt werden können, nur durch die Änderung der Haltung.
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